Pflanzenölkraftstoff

Pflanzenöl ist eine der dichtesten Energieformen, die durch Photosynthese entstehen. Der auf das Volumen bezogene Heizwert beträgt 34,6 MJ/l und liegt nur knapp hinter dem von Diesel (35,9 MJ/l). Es hat aber bestimmte Eigenschaften, die es von Dieselkraftstoff unterscheiden: Neben höherer Dichte und Flammpunkt ist vor allem bei niedrigen Temperaturen seine Viskosität (Zähflüssigkeit) höher als die von fossilem Diesel. Es bedarf also auch deswegen gewisser Modifikationen entweder des Öls oder des Motors (siehe Biokraftstofftechnik).

In unseren Breitengraden sind zur Herstellung von Pflanzenölkraftstoffen Raps, Sonnenblume, Soja oder Leindotter geeignet, wobei Raps in Deutschland am häufigsten verwendet wird. Bei der Verarbeitung der Saat in dezentralen Ölmühlen oder Raffinierien entstehen zu ca. 2/3 Presskuchen bzw. Extraktionsschrot, welche beide als hochqualitatives, heimisches Eiweißfutter in der Nutztierhaltung zum Einsatz kommen. Verschiedene Forschungsprojekte entwickeln darüber hinaus aktuell Verwendungsmöglichkeiten in der Humanernährung, was seinerseits der steigenden Nachfrage nach pflanzlichen Eiweißen entgegenkommt.

Die geforderte Qualität reiner Pflanzenöle zur Kraftstoffnutzung wird durch die DIN 51605 für Rapsölkraftstoff bzw. DIN 51623 für Pflanzenölkraftstoffe sichergestellt. Diese Dieselalternativen können in dezentralen Ölmühlen durch Kaltpressung sowie in Großanlagen durch Heißpressung und chemischer Extraktion aus verschiedenen Ölsaaten gewonnen werden. Bei der dezentralen Herstellung werden in einem einfachen Nachbehandlungsverfahren ablagerungs- und aschebildende Elemente wie Phosphor, Calcium und Magnesium reduziert. Zur Reduktion dieser Elemente kommen sogenannte Bleicherden zum Einsatz. Nach diesen chemischen Prozessen sind Raps- und Pflanzenölkraftstoffe also grundsätzlich anstelle von Diesel verwendbar, jedoch müssen unbedingt zuvor Modifikationen am Motor vorgenommen werden.

Reinkraftstoffe für ökologisch sensible Nischenmärkte

Reine Biokraftstoffe erfordern eine eigene Tankstellen-Infrastruktur und angepasste Motorsysteme. Deshalb sind sie besonders interessant für Nischenmärkte wie in der Land- und Forstwirtschaft oder teilweise in der Schifffahrt. Pflanzenöl enthält nämlich keine für die Natur schädlichen Stoffe und ist zudem biologisch leicht abbaubar (Wassergefährdungsklasse 0), im Gegenteil zu Diesel mit einer Wassergefährdungsklasse von 2. Gerade auf Acker- und Waldböden sind diese ökologischen Faktoren von Vorteil, da Tropfverluste oder gar Havarien aus ökologischer Sicht keinerlei schwerwiegende Konsequenzen hat.

Das Argument der Umweltverträglichkeit kommt aber bereits vorher zur Geltung, denn entlang der gesamten Produktionskette, ab der Mineralölförderung (besonders bei Tiefseebohrungen und Fracking), dem Transport, oder in Raffinerien kommt es zu oft zu Unfällen, die erhebliche negative Umwelteffekte mit sich ziehen.

Die Mär von Raps als Monokultur
Kritische Stimmen befürchten durch den vermehrten Anbau von Raps negative Auswirkungen auf die Biodiversität wegen seiner angeblichen Monokultur. Dagegen spricht aber die Selbstunverträglichkeit von Raps, die Pflanze kann also nur max. alle 4 Jahre auf den gleichen Flächen angebaut werden. Zudem besitzt Raps einen hohen Vorfruchtwert und lockert durch sein tiefes Wurzelwerk den Boden. Deshalb ist Raps in Fruchtfolgen mit flachwurzelnden Kulturfrüchten (wie Getreide und Mais) sinnvoll und oft auch notwendig. Daneben darf man auch seine positiven Eigenschaften als Blühpflanze und Bienenweide nicht außer Acht lassen. Weiterhin kann durch einen gesteigerten Einsatz von Biokraftstoffen aus Pflanzenölen der Anbau alternativer Ölpflanzen gefördert werden (Leindotter, Soja, Sonnenblumen). Dies führt zu einer höheren Vielfalt der verfügbaren Feldfrüchte.

Biokraftstoffe aus der heimischen Landwirtschaft können somit für die Land- und Forstwirtschaft einen bedeutenden Beitrag zum Klima-, Boden- und Gewässerschutz sowie durch eine Vielfalt von Energiepflanzen zur Biodiversität erbringen.

Zusammengefasst die Vorteile von Rapsölkraftstoff:

  • Die Energiedichte ist mit der von Dieselkraftstoff vergleichbar.
  • Rapsöl ist genormt (DIN 51605) und dadurch in gleichbleibend hoher Qualität verfügbar.
  • Die Lagerung und Betankung ist aufgrund der Umweltverträglichkeit und Wassergefährdungsklasse 0 auch über Hoftankstellen möglich.
  • Auf sensiblen Böden wie Äckern oder Forstflächen besteht mit Rapsölkraftstoffen keine Gefahr der Boden- oder Wasserqualität.
  • Durch den Anbau und die Verarbeitung von Raps sowie weiterer Ölsaaten wird die regionale Wertschöpfung gesteigert.
  • Das Nebenprodukt Presskuchen leistet einen Beitrag zur Versorgung mit heimischen Eiweißmitteln und substituiert dadurch Sojaimporte aus Übersee.
  • Gegenüber dem fossilen Dieselkraftstoff lassen sich durch den Einsatz von Rapsölkraftstoff mindestens 65 % Treibhausgasemissionen einsparen.

Mehr Informationen hierzu finden Sie unter:

TFZ Straubing: https://www.tfz.bayern.de/biokraftstoffe/pflanzenoelkraftstoff/index.php

UFOP e.V.: https://www.ufop.de/biodiesel-und-co/aktuelle-meldungen/

KTBL-Veröffentlichung: Alternative Antriebssysteme für Landmaschinen