Energiewerke Ilg
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Tobias Ilg (links) und Bernhard Ilg (rechts)
Wenn Ideen zu Taten werden – die Energiewerke Ilg
Manche Menschen muss man nicht mal persönlich kennen, um ihre Überzeugung und ihre Tatkraft zu erahnen. Wenn man nach „Tobias Ilg“ im Internet recherchiert, stößt man auf einige Artikel, die sein zukunftsorientiertes Denken und Schaffen bereits mehr als überzeugend beschreiben.
Tobias Ilg ist Landwirt, der sich wahrlich nicht nur auf einen Fachbereich konzentriert. Als er von seinem Vater im Jahr 2000 den Betrieb in Dornbirn im Vorarlberg übernahm, waren die 20 Milchkühe, 20 Hektar Land und 20 Hektar Bergwald die bedeutendsten „Früchte“ des Hofbestandes. Trotz mancher kleinen Erneuerung fehlte ihm allerdings ein umfangreicheres Entwicklungspotenzial und so plante er gemeinsam mit seinem Vater eine Umstrukturierung. 2004 begann dann der Umstieg: heraus aus der Milchviehwirtschaft auf zu den Ufern der Erneuerbaren Energien. Die Bewirtschaftung der Landfläche erfolgt seither in der ausgewogenen Fruchtfolge zwischen Grünland, Mais und Dinkel, natürlich nicht zuletzt, um die Energiepflanzen auch in der eigenen Biogasanlage zu verwerten.
Der Auftakt in puncto Infrastruktur geschah 2003 mittels eben dieser Biogasanlage, die er – vorwiegend zur Vermeidung von Geruchsbelästigung – etwas außerhalb des Dorfes baute. Hier wird der Input, zu dem neben den Energiepflanzen auch die regional anfallende Gülle gehört, von anaeroben Methanbakterien in Gas umgewandelt. Der Generator wiederum konvertiert das Gasgemisch zu Strom, welcher ca. 350 Haushalte in der Region versorgt.
Doch das reichte Tobias Ilg noch nicht. Als Holzfacharbeiter lag es für ihn auf der Hand, das in der Anlage entstehende „Nebenprodukt“ Wärme zur Trocknung von Hackschnitzeln zu verwenden. Dadurch werden jährlich einerseits rund 15.000 srm Hackgut zur Stromproduktion hergestellt. Die beiden Holzgas-Kraftwerke (250 + 500kW) produzieren neben Ökostrom und Wärme ein drittes wertvolles Produkt: die Pflanzenkohle. Der Unterschied zu anderen Holzvergaseranlagen ist die Erzeugung von Biokohle in höchster Qualität,- welche auf beeindruckend vielfältige Weise die Bodenqualität verbessern kann und zudem als Kohlenstoffsenke dient.
Man ahnt es bereit: Neben dieser umfassenden Verwertung der Biomasse nutzen die 2014 gegründeten Energiewerke Ilg auch die Sonne und Wind als Energiequelle. Mittels der 5 Photovoltaikanlagen werden jährlich ca. 200.000 kW Strom ins Netz eingespeist, was immerhin für 40 Haushalte reicht. Die alternative Kleinwindanlage auf dem Dach des Betriebsgebäudes schafft es zwar jährlich nur auf rund 2.000 kWh, zeichnet sich aber durch ihren leisen, schattenfreien Betrieb und der Stromeinspeisung bei bereits 2,5 m/s Windgeschwindigkeit aus. Aber auch im Detail ist Ilgs ganzheitlicher Ansatz zu erkennen: anstelle von Dienstwägen stehen den Mitarbeitern e-Bikes zur Verfügung, denn nahezu alle Anlagen liegen nahe genug beieinander. Sollte dennoch ein Auto von Nöten sein, können Kunden wie Kollegen das CarSharing Modell CARUSO nutzen.
Soweit so gut. Nur was hat das Ganze mit Biokraftstoffen in der Land- und Forstwirtschaft zu tun? Nun, zum einen werden alle Traktoren des Hofs mit HVO-Biodiesel (HVO = hydrierte Pflanzenöle) betrieben, wodurch sich im Vergleich zum fossilen Kraftstoff die Emissionen um über 75% reduzieren. Zum anderen scheint es bei einem so umfangreichen, holistischen Konzept geradezu unumgänglich, die naturnahen Produkte auch selbst zu verwerten: da zu den diversen Standbeinen von Tobias Ilg ebenso das Transportwesen gehört, schaffte er sich im Jahre 2018 einen Scania G 410 an, einen Lkw mit Hackenabrollkipper, die sowohl mit Erdgas, aber auch mit Biogas betrieben werden kann. Der Anlass für diese Investition war, dass die Hackschnitzel vornehmlich in den Bergen anfielen, nämlich in den Sägewerken unweit des eigenen Waldes. Nicht nur die Höhe war bislang beim Transport eine Herausforderung, sondern auch die Großteils unbefestigten Straßen, die von den Heizwerken ins Tal führen. Der Bedarf bestand folglich an einem zuverlässigen, robusten Fahrzeug, optimalerweise mit 6x4-Fahrgestell und einem hohen Drehmoment. Doch nicht nur diesen Charakteristika wird das Scania Modell der G-Serie mit seinen 410 PS und seiner optimierten Motorisierung gerecht: das von den Ingenieuren gezielt kurz gehaltene Fahrzeug lässt sich im Gebirge verhältnismäßig spielend, vor allem aber situationsangepasst handhaben. Tobias Ilg ist mit der neuesten Anschaffung rundum zufrieden und dementsprechend überzeugt.
Ein so ambitionierter Landwirt inspiriert erfreulicherweise seine Berufskollegen. Nicht selten hat er demnach bei Fragen hinsichtlich der Zuverlässigkeit, der Funktionsweise oder anderen Punkten die Gelegenheit, seine Begeisterung in Worte zu fassen. Denn der ohnehin schon (aufgrund des Erdgasbetriebs) umweltfreundlichere Scania G 410 läuft auch bei der Betankung mit Biomethan tadellos – und im Anbetracht der geringen Emissionen quasi CO2-neutral. Aktuell läuft die Betankung noch an der etwa 25 km entfernten Biogas-Tankstelle, dann leistet das Fahrzeug ca. 400 km lang seine Arbeit. Für ein lokal und regional agierendes Unternehmen also absolut ausreichend.
Bislang lohnte sich eine eigene Tankstelle nicht, aber Ilgs Schätzungen zufolge ist das nur eine Frage der Zeit: er scheint bereits einen Trend initiiert zu haben, denn bei Scania mehren sich inzwischen die Anfragen nach einem äquivalenten Produkt. Sobald genügend Biogas-LKWs in der Umgebung im Einsatz sind, wird sich demnach auch das nächste Bauprojekt als Beitrag zum holistischen Konzept von Tobias Ilg lohnen.
Biomassekessel im Heizwerk Hatlerdorf
Lkw Scania G 410, mit Erdgas oder Biomethan betrieben.
Biokohle verbessert die Bodenqualität und dient als Kohlenstoffsenke.
Kontakt
Tobias Ilg
Hatlerstraße 66a
AT-6850 Dornbirn
Telefon: +43 (0)664 300 56 33
Mail: gbovnf.vyt@ovbznffrubs.ng
Bildnachweise: Tobias Ilg