Huabahof
 

Lage Gemeinde Königsdorf, Bayern
Betrieb Bio-zertifizierter Milchviehbetrieb
Erneuerbare Energien Photovoltaikanlage (Leistung von ca. 386 kWp), Hackschnitzelheizung
Landwirtschaftliche genutzte Fläche 90 Hektar

„Wir brau­chen staat­li­che Un­ter­stüt­zung in der For­schung und Um­set­zung von Pi­lot­pro­jek­ten so­wie fai­re Prei­se für Le­bens­mit­tel –
nur so kön­nen sich die In­ves­ti­tio­nen auch rech­nen.“

Franz X. Demmel
Inhaber Huabahof, Landwirt und Ingenieur


Zwischen Aktionismus, Idealismus und Verzweiflung:
Der Huabahof ist ein Vorzeigebauernhof, doch es fehlt an Nachahmern und politischen (Re-)Aktionen

Der Huabahof südlich von München ist ein Bauernhof wie aus dem Bilderbuch:
Seit 10 Generationen befindet sich der Betrieb im Familienbesitz und strebt danach, ihn der Folgegeneration noch nachhaltiger und zukunftsweisender zu hinterlassen, als man ihn selbst erhalten hatte. Franz Xaver und Gerlinde Demmel sind passionierte Landwirte, das erkennt jedes noch so ungeschulte Auge, auch ohne sie persönlich gesehen zu haben. Trotz ihrer Leidenschaft für die Landwirtschaft und den Milchkuhbetrieb nach Naturland-Richtlinien pflegen beide jedoch ein zweites berufliches Standbein. Zum einen, weil sie wohl zu ideenreich und vielseitig sind, zum anderen aber, weil sie sich nicht auf das Fortbestehen ihres Bauernhofs verlassen können. Auch die Herzen ihrer Kinder Xaver und Kati schlagen für den Betrieb, beide ergänzen jedoch ihre beruflichen Möglichkeiten um die Architektur, nachhaltige Bauplanung und Energieberatung.

 

Tierwohl, Energieautarkie, Nachhaltigkeit – warum ist dennoch die Existenz gefährdet?

Sollte Familie Demmel einmal den Huabahof schließen müssen, wird das nicht an einem mangelnden Engagement, nachlässiger Betriebsführung oder fehlender Umsetzungskraft liegen. Bereits in den frühen 1980er Jahren baute die Familie den Stall der ca. 45 Kühe und des Bullen zu einem Laufstall um und war damit einer der ersten in Bayern und Deutschland. Der ergänzende sechsmonatige Weidezugang ist für Franz Xaver und Gerlinde eine Selbstverständlichkeit, steht das Tierwohl für sie doch an erster Stelle. Zudem folgt der Hof seit 2005 den Naturland-Richtlinien, die Fütterung erfolgt demnach ausschließlich in Bio-Qualität und die Flächen werden ohne chemischen Dünger bewirtschaftet. Überhaupt offenbart sich das ganze Areal der Familie Demmel aufgrund des vielseitigen Nist-, Brut- und Futterangebots als Lebensraum für ortsübliche Vögel, Insekten, Fische und Amphibien.

Es überrascht also kaum, dass auf der Dachfläche des modernen Laufstalls eine Franz Demmel Junior auf dem elektrisch betriebenen HofladerPhotovoltaik-Anlage installiert wurde, die eine Leistung von ca. 386 kWp liefert. Doch nicht nur das: mit einem Energie-Management-System wird der geerntete Strom gespeichert, verwaltet und zeitoptimiert für die elektrischen Maschinen und Geräte genutzt. Die mobilen Geräte dienen dabei auch als Stromspeicher.

Der elektrisch betriebene Fuhrpark des Huabahof umfasst aktuell einen Radlader, einen Hoflader, 3 E-Autos und einen Futtermischwagen. Franz Xaver Demmel wartet sehnsüchtig darauf, mit einem e-Schlepper die entsprechenden Tätigkeiten erledigen zu können. Für höhere Leistungen über 100 KW setzt er auf Wasserstofftechnologie, wenngleich hierfür die Forschung noch am Anfang stehe.
 

So weit, so gut? Weit gefehlt!

Was fehlt noch, damit Familie Demmel ihrer Vision eines rundum zukunftsfähigen Hofs näherkommt? Das bestehende Energie-Management-System soll mit Hilfe des interdisziplinären Teams der TU München, der Hochschule Weihenstephan und einigen Handwerkern um eine Biogas-Anlage, sowie eben durch den Einsatz der Wasserstofftechnologie als Forschungsprojekt ergänzt werden. Stetes Ziel wird es bleiben, die Arbeitsabläufe auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb Schritt für Schritt weiter zu optimieren.

Doch nicht nur das: Franz Xaver Demmel sieht ein ganzheitliches und weltweit fruchtendes Umdenken als Voraussetzung, damit die Landwirtschaft (wieder) nachhaltig werden kann.

Seitens der Politik braucht es dafür 

  • Langfristige, planbare Rahmenbedingungen inklusive fordernder Standards: Nur so würden Investitionen seitens der Landwirtschaft und der Landtechnik unternommen. Die Standards müssen zudem geschützt und gefördert werden, sowie entsprechend für importierte Ware gelten.
  • Nachhaltige Landwirtschaft muss bezahlt (subventioniert oder eingepreist) werden: Umweltschutz und Tierwohl sollten durch Investitionsanreize gefördert werden, des Weiteren braucht es Forschungsgelder für die Entwicklung zukunftsstärkender Technologien und Methoden.
  • Klare Kommunikation,- auch mit der Gesellschaft: Qualität hat ihren Preis, vor wenigen Jahrzehnten wandte man rund 44 % seines Einkommens für Lebensmittel auf, heut sind es etwa 12-14 % %. Das liegt nicht am geringeren Konsum, sondern an den zu niedrigen Lebensmittelpreisen. Der wahre Wert der Landwirtschaft muss nicht nur seitens der Politik, sondern auch von der Gesellschaft erkannt und unterstützt werden.
 

„Eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft wäre unumstritten das flächenmäßig größte Ökoprojekt der Welt!“

Franz X. Demmel
 


Große Dinge brauchen große Visionen

Die nächste größere Anschaffung auf dem Huabahof wird also ein e-Schlepper, mit dem vor allem die Hofarbeiten erledigt werden sollen. Mit Spannung erwartet Familie Demmel, welches Landtechnik-Unternehmen hier die optimale Lösung anbieten wird.

DSC_1198.jpgBis dahin und darüber hinaus engagiert sich Familie Demmel dafür, möglichst viele Privatpersonen, Landwirtinnen und Landwirte sowie die Politik für die tragende Rolle der Landwirtschaft zu sensibilisieren. Der Preis für einen respektvollen Umgang mit der Natur darf dabei nicht auf dem Rücken der Landwirtschaft ausgetragen, sondern muss von allen gestemmt werden. Wenn hier nicht bald ein eklatantes Umdenken und Handeln passiert, wird der Preis, der aus der nicht nachhaltigen Bewirtschaftung der Böden und Wälder resultiert, dramatisch höher sein.
„Eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft wäre unumstritten das flächenmäßig größte Ökoprojekt der Welt!“, betont Franz-Xaver Demmel.