Weltpremiere: Holz-Vollernter mit Biokraftstoff besteht Härtetest
Ebersberger Forst, 25.10.2018. Wirtschaftsstaatsminister Franz Josef Pschierer und der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, ziehen nach zweieinhalb Jahren intensiver Forschung ein positives Resümee: „Eine moderne Holzerntemaschine kann selbst unter den harten Einsatzbedingungen im Wald erfolgreich mit umweltfreundlichem Rapsölkraftstoff betrieben werden“, fasst Pschierer zufrieden zusammen. Durch den Verzicht auf konventionellen Dieselkraftstoff sei die Spezialmaschine eine echte Innovation, die Klima, Boden und Gewässer schone, so der Minister weiter. In einem vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie finanzierten und vom Technologie- und Förderzentrum Straubing (TFZ) geführten Verbundprojekt wurde ein Harvester der Bayerischen Staatsforsten für die Nutzung von Rapsölkraftstoff umgerüstet und im regulären Praxiseinsatz erprobt.
Beteiligt am Innovationsprojekt „Rapster“, so der Kurztitel des Forschungsvorhabens, waren neben den Bayerischen Staatsforsten und dem TFZ, das John Deere European Technology Innovation Center, John Deere Forestry sowie Donauwald Forstmaschinen. Ziele des Forschungsprojektes, dessen Ergebnisse heute im Ebersberger Forst vorgestellt wurden, sind unter anderem ein verbesserter Klimaschutz durch Senkung von Treibhausgas-Emissionen sowie ein umfangreicher Schutz von Böden und Gewässern.
„Ökologisch und gleichzeitig ökonomisch zu arbeiten, das ist Kern der Philosophie der Bayerischen Staatsforsten. Neue, innovative Verfahren und moderne Technik sind Teil dieser Strategie. Wir werden daher die erfolgreich getestete Maschine voller Überzeugung weiterhin im Regelbetrieb einsetzen“, erläuterte Staatsforsten-Chef Martin Neumeyer. Die eigens umgebaute Maschine arbeitete in den Tests nicht nur problemlos und ohne Produktivitätsverluste, der verwendete Biokraftstoff sparte innerhalb eines Jahres auch rund 100 Tonnen Treibhausgas-Emissionen ein. Rapsölkraftstoff nach DIN 51605 ist schnell biologisch abbaubar sowie nicht wassergefährdend, was gerade im Wald, wo sich oft Wasserschutzgebiete finden, von großem Vorteil ist. Aus Sicht des Staatsforsten-Chefs ist die unkomplizierte, umweltfreundliche Betankung der erprobten Maschine im Wald ein großes Plus, das einen vorbeugenden Boden- und Gewässerschutz mit sich bringe – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit in den Bayerischen Staatswäldern.
Technische Herausforderungen
Eine spezielle Herausforderung war, den störungsfreien Betrieb der Maschine auch bei sehr tiefen Temperaturen zu gewährleisten. Beheizbare Kraftstoffleitungen, vom Tank bis zum Motor, lösten das Problem. Des Weiteren wurde auch die Software des Motorsteuergeräts angepasst. Der 350 Liter fassende Kraftstofftank wurde modifiziert, so dass eine Teilmenge mit Hilfe der Standheizung erwärmt wird. So ausgerüstet war selbst ein Betrieb im Winter jenseits von –15 °C zuverlässig möglich. Dabei lagen die Emissionswerte, die während der Praxiserprobung mehrmals vom TFZ im realen Forsteinsatz geprüft wurden, stets im grünen Bereich. Bei allen Messungen wurden die gesetzlich geforderten Prüfstandsgrenzwerte der Abgasstufe IV eingehalten und deutlich unterschritten. „Rapsölkraftstoff hat gegenüber Diesel das Potential, die Treibhausgasemissionen um bis zu 80 Prozent zu senken. Der Einsatz dieses heimischen Produkts kann dazu beitragen, unsere energie- und klimapolitischen Ziele zu erreichen“, betont Pschierer.