Statements
Im Rahmen unseres Projekts „TrAkzeptanz“ geben wir Experten aus Wirtschaft, Verbänden und Wissenschaft eine Stimme. Sie teilen ihre Einschätzungen zu den wichtigsten Maßnahmen und größten Herausforderungen für eine breitere Nutzung erneuerbarer Antriebsenergien in der Landwirtschaft.
Im Fokus der Testimonials stehen die wichtigsten umzusetzenden Maßnahmen für eine verstärkte, dynamische Nutzung von erneuerbaren Antriebsenergien in der Landwirtschaft sowie die gegenwärtig größten diesbezüglichen Hemmnisse. Im Blickpunkt der erneuerbaren Antriebsenergien stehen dabei nachhaltige Biokraftstoffe wie zum Beispiel Biodiesel, Pflanzenöl, HVO und Biomethan, die E-Mobilität aus erneuerbarem Strom sowie weitere erneuerbare Kraftstoffe wie zum Beispiel e-Fuels und Wasserstoff.
Unten finden Sie die Testimonials der Experten zu den jeweils wichtigsten Maßnahmen und größten Hemmnissen.
Wichtigste Maßnahmen

Sinnvoll kann die Umstellung auf regenerative Antriebe in der Landwirtschaft nur mit regionaler Kreislaufwirtschaft gelingen. Das „Futter“ für unsere Zugkraft muss im Betrieb erzeugt werden können, damit die Wertschöpfung auf den Höfen bleibt. Prädestiniert dafür ist eigenerzeugter Pflanzenölkraftstoff. Unwirtschaftlicher und klimaschädlicher Fuhrparktausch wird dadurch vermieden. Dafür braucht es ein klares politisches Bekenntnis und innovative Betriebskonzepte.

Mit der schrittweisen Reduktion der Energiesteuerbefreiung für Agrardiesel, könnte die neue Bundesregierung parallel dazu eine Steuererleichterung für nachhaltige, flüssige Kraftstoffe – wie HVO oder Biodiesel – einführen. Auch bestünde die Möglichkeit, die Energiesteuerbefreiung wieder einzuführen. Dies wäre allerdings nur dann sinnvoll, wenn auch flüssige nachhaltige Kraftstoffe wie HVO100 und B100 Teil dieser Befreiung wären.

Wichtig ist eine Steuerbefreiung nachhaltiger Flüssigkraftstoffe wie Pflanzenöl, Biodiesel und E-Fuels im Energiesteuergesetz. Zudem braucht es Investitionsförderung für neue Maschinen, Umrüstungsmöglichkeiten für Bestandsmaschinen und gezielte Beratung und Begleitforschung sowie fachliche Begleitung während der Umstellung. Auch das öffentliche Beschaffungswesen sollte als Markt für erneuerbare Antriebe genutzt werden.
Damit die alternativen Antriebssysteme wieder bei den Landwirten in den Fokus rücken, müssen diese wirtschaftlich interessanter sein als die fossilen Energieträger. Dazu benötigt es eine finanzielle Besserstellung von regenerativen Technologien und eine umfassende Besteuerung von fossilen Energieträgern. Eine klare Richtung mit einer verlässlichen und langjährigen Zusage der Politik, ist dafür unbedingt notwendig.
Die KTBL-AG hat geliefert, das Netzwerk aus Experten der Verbände, Multiplikatoren und vor allem der Landtechnikunternehmen und -werkstätten „steht“ – die Akteure erwarten, dass der „Maßnahmenkatalog zur Verwendung erneuerbarer Energien“ im Sinne einer koordinierten Strategie und Struktur (https://www.erneuerbar-tanken.de/) jetzt umgesetzt wird.
Um Alternative Antriebsenergien in der Landwirtschaft umzusetzen werden Verbrennungsmotoren auch in Zukunft noch eine wichtige Rolle einnehmen. Deshalb ist es erforderlich, dass die klimaneutralen Auswirkungen beim Einsatz von Alternativen Antriebsenergien anerkannt werden, zum Beispiel höhere Erlöse durch kleineren CO2 Fußabdruck, oder die THG-Quote beim Einsatz von Biokraftstoffen oder Biomethan geltend zu machen und entsprechend zu vermarkten.

Wir sollten der Entwicklungsbereitschaft der Wirtschaft mehr Vertrauen schenken. Es wird immer Unternehmen in der Land- und Forstwirtschaft geben, die durch eigene Lösungen und in Zusammenarbeit mit der praxisorientierten Forschung neue Märkte erschließen werden. Dieser Erfindergeist in der Praxis darf nicht durch falsch oder missverständlich gesetzte politische Rahmenbedingungen handlungsunfähig werden.
Größte Hemmnisse

Die klimafreundliche Nutzung von regionalem Pflanzenölkraftstoff muss finanziell belohnt, statt steuerlich belastet werden. Die Subventionierung von fossilem Agrardiesel muss in klimafreundliche Alternativen umgelenkt werden, damit die Betriebe klimafreundlich und wettbewerbsfähig wirtschaften können!

Im Ringen um DIE richtige Antriebsform wurde in den vergangenen Jahren der Verbrennungsmotor oft als "Feindbild" herangezogen. Erfreulicherweise beobachten wir zunehmend eine differenziertere Betrachtung, gerade wenn es um den Off-Road Einsatz geht. Inzwischen ist vielen bekannt, nicht der Motor ist das Übel, sondern der fossile Kraftstoff, womit er betrieben wird. Technologieoffenheit bedeutet nicht, gegen elektrifizierte Antriebe zu sein, sondern die Fähigkeit zu erkennen, dass dem Einsatz dieser Technologie auch Grenzen gesetzt sind und andere CO2-neutrale Technologien bei gewissen Anwendungen besser geeignet sind.

Das größte Hemmnis ist die aktuell fehlende wirtschaftliche und verlässliche Unterstützung für Betriebe und Hersteller. Hohe Investitionskosten, langlebige Maschinen (die man nicht vorzeitig neu anschafft) und unzureichende Infrastruktur bremsen die Umstellung. Strenge Zertifizierungspflichten, schwankende politische Rahmenbedingungen und Imageprobleme von Biokraftstoffen (Teller vs. Tank) schaffen zusätzliche Unsicherheit. Es braucht klare Anreize und Planungssicherheit.
Leider wurden die Landtechnik und die Landwirte in den letzten Jahren zu oft von der Gesetzgebung enttäuscht. Deshalb muss Vertrauen dringend wieder aufgebaut werden. Ebenso muss der schlechte Ruf der Biomasse deutlich verbessert werden. Dabei muss Biomasse bei der CO₂-Bilanz deutlich besser eingestuft werden als fossile Energie. Informationen, dass z.B. Anbaubiomasse und Holz nicht nachhaltig sind, verunsichern Landwirte und Landmaschinentechnik noch viel mehr.
Eine stetig positive Nachfrageentwicklung nach alternativen Kraftstoffen und Antriebe ist Voraussetzung für eine an den Zulassungszahlen ablesbaren Antriebswechsel. Treiber im Sinne der Wahlfreiheit fossiler oder nachhaltig zertifizierter Biokraftstoffe ist ein Preisanreiz. Deshalb muss die nach Umweltleistung und Einsatzbereich differenzierend gestaltete Energiesteuerrichtlinie zeitnah beschlossen werden.
Der Klimabetrug mit falsch deklarierten Kraftstoffen aus China wird nicht gestoppt.
Der Aufbau einer regionalen Produktion und Infrastruktur ist nicht gewollt und wird politisch und gesellschaftlich nicht unterstützt.
Die Investitionskosten für alternative Antriebssysteme sind oft deutlich höher als bei konventionellen Antrieben, zur Zeit sind alle Förderungen eingestellt, was zu einem Investitionstop geführt hat.

Praxisorientierte Lösungen, die aus einem ganzheitlichen Betriebskonzept entwickelt werden, müssen umsetzbar sein. Dazu zählt z.B. bei viehhaltenden Betrieben schneller und einfach eine Eigenstrom PV Anlage planen und bauen zu dürfen. Dies muss unabhängig vom Netzbetreiber möglich sein, um selbst produzierten Strom im eigenen Betrieb für den Antrieb der Technik zu nutzen. Planungssicherheit und kalkulierbare Nutzungszeiträume für notwendige Investitionen sind für die Akzeptanz Voraussetzung.
Projektträger und Projektförderung

